Das IGC-Format

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Die IGC-Datei (en: International Gliding Commission) kennen die meisten von uns als Datei, die ein Vario erstellt, in der der Flugweg aufgezeichnet und die man nach dem Flug auf einem der Internet-Portale, wie dem DHV-XC oder XContest, hochladen kann. Beim Öffnen der Datei mit einem normalen Texteditor erkennt man einige Informationen im Klartext, aber der Großteil der Daten kommt sehr kryptisch daher. Ein genauer Blick auf das, was sich dahinter verbirgt, lohnt sich aber, um z.B. die Hintergründe von Verletzung von Lufträumen besser zu verstehen.

Das IGC-Format wurde ursprünglich für unsere großen Kollegen, den Segelfliegern, entwickelt, wird aber mittlerweile von verschiedenen Disziplinen der Fliegerei genutzt. Eine sehr umfangreiche Spezifikation, die aber nicht einfach zu lesen ist, kann auf der Homepage der FAI nebst weiteren Informationen und Software heruntergeladen werden. Im Folgenden wird nur auf den Teil der Spezifikation eingegangen, die auch tatsächlich von den Varios der untersuchten Hersteller genutzt wird, d.h. den verwendeten sogenannten Records.

Hinweis: Ursprünglich hatte ich geschrieben, dass das QNH im B Record hinterlegt ist, korrekt ist aber QNE.

IGC-Record

Die IGC-Datei besteht aus den sogenannten Records, die am Anfang jeder Zeile mit einem Buchstaben A bis N gekennzeichnet sind, gefolgt den Record entsprechenden Informationen und Daten. Details zu den jeweiligen Records können der Technical Specification for IGC-approved GNSS Flight Reorders Anhang A entnommen werden, die hier unter IGC-approved Flight Recorders – Technical Specification zur Verfügung steht. Die Verwendung der Records kann je nach Hersteller variieren, da zum einen nicht alle obligatorisch sind und zum anderen die Hersteller sich nicht an die Spezifikation gehalten haben. Ich habe mir die IGC-Datei meines XC Tracers, das Skytraxx eines Vereinskollegen und die App XC Track näher angeschaut.

XC Tracer

Der Inhalt der IGC-Datei des XC Tracer Varios sieht wie folgt aus (Dargestellt sind nur der Anfang und Ende der B-Records):

Die Informationen und Daten aus der IGC-Datei sind im Weiteren kursiv dargestellt.

A-Record

Der A-Record ist obligatorisch und muss an erster Stelle in der Datei stehen. Auf dem Buchstaben A folgt der Herstellercode (XTR = XCTracer) und die Geräte-Seriennummer (5A08E563067B).

H-Record

Der H-Record kennzeichnet den Fileheader und ist obligatorisch. Das F an der zweiten Position steht für Flight Recorder, also in unserem Fall das Vario. Darauf folgt ein dreistelliger Buchstabencode. Des Weiteren können bei bestimmten H-Records noch weitere Informationen folgen, bevor die eigentlichen Einstellungen ersichtlich sind:

DTE: Steht für das Datum und die folgende Zahl für den Flugtag im Format Tag, Monat und Jahr, jeweils zweistellig, in diesem Beispiel also der 30. April 2025 (300425). Darauffolgend sollte eigentlich die Flugnummer von diesem Tag folgen, die aber fehlt. Anscheinend hat man sich nicht ganz an die Spezifikation gehalten.

FXA: Die Satelliten-Fix-Genauigkeit.

PLTPILOTINCHARGE: Der Buchstabencode steht für den verantwortlichen Piloten. Die Information wurde aus der Config-Datei des Varios entnommen (Oliver Thomae).

CM2CREW2: Hinter dem Code könnte der Name des Gastes stehen, falls man mit einem Tandem fliegt.

GTYGLIDERTYPE: Hinter dem Buchstabencode kann der Gleitschirmhersteller und das Modell angegeben werden (aus der Config-Datei) (Advance IOTA DLS).

GIDGLIDERID: In diesem Fall mein Rufzeichen im Flugfunk. Vermutlich tragen die Schweizer hier die Registrierung ihres Gleitschirms ein (aus der Config-Datei) (NVOT).

DTM100GPSDATUM: Dieser Parameter steht grundsätzlich auf WGS84, dem World Geodetic System 1984, nach dem die Position auf der Erde bestimmt wird.

RFWFIRMWAREREVISION: Der Buchstabencode steht für die Firmware-Revision des Varios (XC_Tracer_II_FLARM_R10).

RHWHARDWAREVERSION: Der Buchstabencode steht für die Hardware-Revision des Varios(1.0).

FTYFRTYPE: Hersteller Name und Modellnummer (XC_Tracer_II_FLARM).

GPSRECV: Empfänger und Hersteller des GNSS (Satellitenempfänger zur Positionsbestimmung) (RECV:u-Blox,ZOE-M8B,22,9999)

PRSPRESSALTSENSOR: Hesteller und Typ des Drucksensors (STMicroelectronics,LPS22H,9999)

ALG: (G:GEO), GNSS Höhe. GEO ist die Einstellung für WGS84.

ALP: (P:ISA), Druckhöhe. ISA ist obligatorisch für IGC-Sensoren.

B-Record

Der B-Record ist der für uns interessanteste Datensatz. Der B-Record wird in Zeitabständen von einer Sekunde in die Datei geschrieben.

Die erste sechsstellige Zahl gibt die aktuelle UTC-Uhrzeit im Format Stunden, Minuten und Sekunden jeweils zweistellig an, dieser Datensatz ist um 9:40:09 erstellt worden (094009).

Die zwei folgenden Zahlenpakete geben die aktuelle Position im WGS84 Goedetic System an, mit den darauffolgenden Buchstaben für nördliche / südliche Breite oder westliche / östliche Länge. Der B-Record hat die Koordinaten 46 Grad, 46,616 Minuten Nord und 013 Grad, 08,990 Minuten Ost (4646616N01308990E). Die Minuten werden zur genaueren Positionsbestimmung in dreistelligen Bruchteilen angegeben.

Bei dem Buchstaben A liegt ein gültiger 3D-Fix vor, d.h. die Höhenangabe ist gültig. V bedeutet, dass nur ein 2D fix oder keine gültigen GPS-Daten vorliegen.

Die folgende Zahl ist die QNE-Höhenangabe, in diesem Fall 1752 Meter (01752). Die QNE ist die Standard-Höhenmesser-Einstellung und richtet sich der ICAO-Standardatmosphäre, daher unterscheiden sich die Angaben zur GPS-Höhe, wenn man die zusätzlichen Fehler bei der GPS-Höhe außer Acht lässt.

Die zweite Höhenangabe ist die Höhe über WGS84, die durch das GPS-System ermittelt wird, in diesem Fall 1889 Meter (01889). Die Hintergründe der Höhenangaben sind bezüglich möglicher Luftraumverletzung wichtig zu verstehen, wie Georg Bube in seinem Seminar erläutert hat.

G-Record

Da die IGC-Datei auch für Wettbewerbe genutzt wird, ist es wichtig, dass die Datei im Nachhinein nicht manipuliert wird. Das G-Record beinhaltet eine Signatur, die ungültig wird, sobald die Datei manuell geändert wurde.

Skytraxx

Der Inhalt der IGC-Datei des Skytraxx Varios sieht wie folgt aus (gekürzt):

Der Header eines Skytraxx Varios gestaltet sich nicht ganz so umfangreich wie im Vergleich zum XC Tracer. Es gibt nur einen zusätzlichen Record, den L-Record.

L-Record

Hinter dem L-Record am Ende der Datei verbirgt sich ein beliebiger Kommentar. Die Bedeutung von XSX;GF:1.6 müsste gegebenenfalls beim Hersteller erfragt werden.

XC Track

Der Inhalt der IGC-Datei der XC Track App sieht wie folgt aus (gekürzt):

Die XC Track App macht ausgiebig Gebrauch von der Kommentar-Funktion (L-Record). Auch hier ist der Inhalt unklar und müsste bei den Entwicklern von XC Track angefragt werden.

Die obige IGC-Datei ist vom gleichen Flug wie die von meinem XC Tracer weiter oben. Bei der genaueren Analyse der B-Records ergeben sich Unterschiede, sowohl von der Position als auch von den Höhenangaben, was mich etwas verwundert, da ich im XC Track den Sensor XC Tracer konfiguriert habe. Ich hätte deshalb genau die gleichen Daten bei gleichem Zeitstempel erwartet.

Fazit

Das IGC-Format mutet auf den ersten Blick sehr kompliziert an, aber wie schon weiter oben erwähnt sollte man sich trotzdem damit auseinandersetzen, um die Hintergründe zu verstehen, warum z.B. beim Hochladen auf den DHV-XC Server unerwartet eine Luftraumverletzung gemeldet wird. Die untersuchten Hersteller halten sich nicht komplett an die Spezifikation, da entweder bestimmte Records fehlen oder die Parameter nicht vollständig angegeben sind.

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