Wer von uns hatte noch keine Begegnung der ersten Art (Sichtkontakt) mit unseren fliegenden Kollegen, den Segelfliegern? Damit daraus keine Begegnung der zweiten Art (physischer Kontakt) wird, sollten wir uns alle an die Vorflugregeln halten. Achim Holzmann hat dies und andere Dinge in einem viel beachteten Video anschaulich erklärt.
Zeit für mich zum Anfang der Session seine Erkenntnisse aus dem Cockpit in diesem Bericht nochmals aufzubereiten. Mit ruhiger Stimme aus dem Cockpit eines Segelflugzeugs erklärt er auf dem Flug ins Estergebirge, genauer an den Wank, um mit uns Gleitschirmfliegern eine Runde zu fliegen. Hierbei erklärt er aus Sicht des Cockpits die Vorflugregeln, die für beide zu beachten sind und die technische Hilfsmitteln, die uns unterstützen eine Kollision zu vermeiden.
Hinweis: Alle folgende Fotos sind Screenshots aus seinem Video. Der Text wurde zum großen Teil aus dem Transkript des Videos und anschließend zusammengefasst von ChatGPT erstellt.
Cockpit-Sicht


Die Gleitschirmpiloten haben eine sehr gute Rundumsicht, im Gegensatz zu den Segelfliegern, die nach unten und vorne nur bedingt durch das Cockpit eine eingeschränkte Sicht haben. Direktes Sonnenlicht erschwert die Sicht nach außen zusätzlich. Das sollten die Gleitschirmflieger berücksichtigen, die haben eine fast 360° Rundumsicht in allen Richtungen.
Vorflugregeln

Beim Fliegen in der Thermik kann es durchaus vorkommen, dass sich Segel- und Gleitschirmflieger den gleichen Aufwind teilen. Damit das sicher und reibungslos funktioniert, braucht es nicht viel – nur ein bisschen Rücksicht, klare Regeln und etwas Flugerfahrung.
Ein Beispiel aus der Praxis: Auf dem Weg Richtung Wank entdeckt Achim ich einen roten Gleitschirm, der gerade schön steigt. Gleitschirme sind zwar langsamer als Segelflugzeuge, aber das ist kein Problem, solange sich beide an die Drehrichtung in der Thermik halten. In diesem Fall kreisen beide linksherum – der Gleitschirmpilot eng innen, der Segelflieger weiter außen. So kommt man sich nicht in die Quere.
Der Gleitschirmpilot wirkt routiniert und lässt sich auch durch ein Segelflugzeug nicht aus der Ruhe bringen. Das Miteinander in der Luft läuft entspannt ab – und das sollte es auch. Mit dem Segelflugzeug steigt man schneller, dadurch trennen sich irgendwann automatisch durch die Höhe.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O
Wichtig ist: Segelflieger sollten darauf achten, Gleitschirmen nicht den Weg aus der Thermik zu versperren, besonders kurz unter der Wolkenbasis. Gleitschirme sind deutlich langsamer und können nicht so flexibel manövrieren. Wenn sie keinen Ausweg finden, droht im schlimmsten Fall ein ungewollter Wolkenflug – und das kann gefährlich werden.
Darum der Tipp: Als Segelflieger rechtzeitig aus der Thermik aussteigen, damit Gleitschirmflieger sicher folgen können.
Vorflugregeln kurz & knapp
- In der Thermik gilt: Der Erste bestimmt die Drehrichtung. Wer später dazukommt, passt sich an – egal ob Segel- oder Gleitschirmflieger.
- Gegenseitiges Ausweichen: Wenn sich zwei Luftfahrzeuge frontal nähern, müssen beide nach rechts ausweichen.
- Am Hang: Segelflieger sind manövrierfähiger und sollten Gleitschirmfliegern Vorrang lassen und mehr Abstand halten.
- Erkennbarkeit: Gleitschirme sind bunt und gut sichtbar – Segelflugzeuge hingegen schwerer zu erkennen. Also lieber einmal mehr aufmerksam hinschauen.
Was definitiv nicht gilt: Regeln wie „an geraden Tagen links herumdrehen“ sind erfunden und haben in der Luft nichts verloren. Entscheidend ist immer die Sicherheit und die Vermeidung von Konflikten – nicht irgendwelche Kalendertheorien.
Gemeinsame Thermik – kein Problem mit Rücksicht
In der Praxis zeigt sich: Thermikfliegen mit Segelflugzeug und Gleitschirm gleichzeitig ist gut möglich, wenn sich alle an die Regeln halten und Rücksicht nehmen. Auch wenn es für Gleitschirmflieger eher selten ist, einem Segler zu begegnen – für Segelflieger ist es durchaus üblich. Denn: Segelflieger sind schneller unterwegs, legen größere Strecken zurück und treffen so öfter auf Gleitschirme, die in der gleichen Thermik kurbeln.
FLARM und Fanet


FLARM ist ein elektronisches Warnsystem zur Kollisionsvermeidung, das sich besonders im Segelflug, aber auch bei Motorflugzeugen und zunehmend auch bei Gleitschirmen etabliert hat. Es sorgt für mehr Sicherheit im Luftraum – gerade dann, wenn viele unterschiedliche Luftfahrzeuge unterwegs sind.
Wie funktioniert FLARM?
Im Cockpit zeigt FLARM andere Luftfahrzeuge an, die ebenfalls mit FLARM ausgerüstet sind – inklusive Flugrichtung und Entfernung. Sollte ein Kollisionskurs drohen, gibt das System ein lautes akustisches Signal und zeigt die Richtung zum anderen Fluggerät an. Das ist der Moment, in dem man aktiv nach außen schauen und reagieren sollte.
Beispiel aus der Praxis: Ein blauer Punkt auf dem Display signalisiert einen Gleitschirm mit FLARM. Kommt er dem Segelflieger zu nahe, warnt das Gerät frühzeitig – so kann der Segelfliegerpilot ausweichen oder rechtzeitig erkennen, wo sich der andere Pilot befindet. Hat ein Gleitschirm kein FLARM, bleibt diese Warnung aus – in solchen Fällen hilft nur gegenseitige Aufmerksamkeit und die klassischen Ausweichregeln.
FLARM oder FANET? Besser beides!
Viele Gleitschirmpiloten nutzen heute Geräte mit dem FANET-Mesh-Protokoll, das allerdings von den meisten FLARM-Geräten im Segelflug nicht erkannt wird. Deshalb der klare Tipp: Wer sich ein neues Vario anschafft, sollte darauf achten, dass es sowohl FANET als auch FLARM unterstützt. Nur so sind Gleitschirmflieger auch für Segelflieger sichtbar – und umgekehrt.
Blitzer gekoppelt mit FLARM
Vielleicht ist es den Gleitschirmpiloten schon aufgefallen: Viele moderne Segelflugzeuge sind mit einem kleinen Blitzer ausgestattet – meist in der Flugzeugnase unter der Haube. Diese Blitzer sind mit dem FLARM-System gekoppelt und aktivieren sich nur, wenn ein anderes FLARM-Ziel in der Nähe ist. Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um im Luftraum besser gesehen zu werden.
Wirbelschleppen
Ein oft unterschätztes Thema im Zusammenspiel zwischen Segel- und Gleitschirmfliegern sind die Wirbelschleppen, also die Luftverwirbelungen, die ein Flugzeug hinter sich erzeugt. Diese können – je nach Flugzeugtyp, Fluglage und Wetterbedingungen – mehr oder weniger stark ausfallen.
Wie stark spürt man das als Gleitschirmflieger?
Aus Sicht des Segelfliegers schwer zu sagen. Moderne Segelflugzeuge mit Winglets und optimierten Flügelprofilen erzeugen in der Regel nur sehr schwache Turbulenzen. Möglicherweise spürt man das unter dem Gleitschirm kaum – oder gar nicht. Es hängt stark von Abstand, Position und Thermikverhältnissen ab.
Wirbelschleppen vom Segelflugzeug sind in der Regel unkritisch – vor allem bei modernen Flugzeugtypen mit Winglets. Dennoch gilt: ausreichender Abstand, gegenseitige Rücksichtnahme und ein gutes Auge für die Position des anderen machen das gemeinsame Fliegen in der Thermik sicher und entspannt.