Review Gurtzeug Niviuk Arrow

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Ich fliege seit einem Jahr das Gurtzeug Arrow von dem spanischen Hersteller Niviuk. Zeit für ein Review des Gurtzeugs. Geflogen bin ich rund 55 Stunden unter verschiedenen Bedingungen. Der längste Flug dauerte knapp über 5 Stunden, aber es waren auch einige kurze Abgleiter dabei.

Konstruktion

Das Arrow ist Semileicht gebaut, das Gewicht in Größe M beträgt 3,95 kg. Als Material wurde zumindest teilweise der robuste Lyrca-Stoff verwendet, der mittlerweile bei vielen Gurtzeugen Anwendung findet. Der Beinsack ist austauschbar, ein großes Plus, falls dieser mal durch eine unglückliche Landung gerissen ist. Das Gurtzeug hat einen fest eingebauten Schaumstoffprotektor. Das Sitzbrett ist bei Bedarf herausnehmbar.

Ich bin 1,76 m groß. Die Länge des Beinsacks habe ich schon auf Maximum gesetzt und könnte noch 1 bis 2 cm länger sein. Wer größer ist wie ich oder längere Beine hat, sollte die Größe L zur Probe sitzen oder fliegen. Da der Beinsack austauschbar ist, könnte die Größe M mit einem Beinsack L kombiniert werden. Ob das so direkt bestellbar ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der Beschleuniger kann natürlich im Ganzen verstellt werden, sodass der volle Hub verfügbar ist. Aber die Stufen in sich lassen sich nicht einzeln verstellen, so wie das bei anderen Beschleunigersystemen möglich ist. Dafür ist dieser, wie weiter unten beschreiben, praxisgerecht ausgelegt. Die Stufen sind steif ausgeführt, sodass das aufnehmen und treten mit dem Fuß gut zu bewerkstelligen ist. Der Beschleuniger lässt sich nur unten an der obersten Stufe einstellen, somit ist ein Nachjustieren im Flug nicht möglich.

Bei meinen bisherigen Gurtzeugen habe ich das Beschleunigersystem gegen das Bullet Speed Bar ausgetauscht, da ich mit den Originalseilen nicht zurechtkam.

Der Retter lässt sich ohne Werkzeug einbauen. Ein Vorteil, falls mal am Startplatz der Retter versehentlich herausfällt. Das Retterfach wurde leider zu groß dimensioniert, sodass die Gefahr besteht, dass der Retter sich im Retterfach verdrehen kann. Das würde eine Auslösung unmöglich machen. Als Abhilfe wird ein Einsatz geliefert, der mit Magneten im Retterfach justiert wird. Das verkleinert zwar den Stauraum, der aber immer noch großzügig ausgelegt ist. Der Rettergriff ist durch einen Abstandhalter gut greifbar.

Mein Tester hatte noch kein Anti-Forget-System, neuere Produktionschargen, so auch mein Gurtzeug, werden aber mit so einem System ab Werk ausgestattet. Es gab ein Todesfall verursacht durch Beingurte, die vergessen wurden zu verschließen. Die Beingurte werden durch ein Get-Up-System geschlossen, das aber keinerlei Schmerzen im Schritt beim Gehen oder Startlauf verursacht.

Ein herausragendes Merkmal ist das wirklich große Cockpit, das kaum Wünsche offen lässt. Kaum vorstellbar, dass ein Pilot es schafft, das komplett Cockpit, mit Utensilien auszufüllen, die er während dem Flug benötigt. Das Cockpit wird mit einem Magnet zugehalten, einerseits genial, andererseits stellt sich die Frage, ob das Vario oder das Smartphone mit ihren Magnetsensoren möglicherweise gestört werden. Das Instrumentenbrett kann leider nicht entfernt werden, ein Manko, insbesondere für den Wettkampfpiloten.

Die Einstellungen werden mithilfe von Knoten in den Leinen justiert. Nachteil dieser Methode ist, dass das Einstellen nur stufenweise möglich ist. Vorteil ist, dass es sich nicht von selbst verstellt. Bei Schnallen kann das passieren. Das Schließsystem für den Beinsack ist nicht einfach zu verstehen, es benötigt einige Anläufe bis man seinen Wünschen entsprechend korrekt eingestellt hat.

Anlegen und Starten

Am Boden laufen wie eine Ente, in der Luft bequem wie ein Sessel, so lässt sich in Kurzform das Gurtzeug beschreiben. Durch den vorgeformte Sitz ist das Laufen am Boden nicht einfach, wahrscheinlich sieht es von außen aus wie ein Entengang. Das untere Ende des Sitzes drückt beim Gehen in die Kniekehlen, ist aber nicht schmerzhaft. Dafür ist das Sitzgefühl in der Luft hervorragend. Ein Tod muss man wohl immer sterben. Das Einsitzen gelingt einfach, der Beinsack muss mithilfe des Gummiseils nach vorne gezogen werden, den man vorher an seinem Schuh befestigt hat. Zum einfachen Befestigen und Lösen des Gummiseils habe ich mir einen Karabiner am Gummiseil befestigt. Tipp: Das Gummiseil außen am Bein vorbeiführen, dann stört dieser auch nicht beim Beschleunigen.

Der Beinsack schließt gut und vollständig nach dem Herein setzen, ich konnte keine Zugluft im Flug feststellen.

Fliegen

Der Arrow liegt sehr ruhig in der Luft, das war auch für mich das ausschlaggebende Argument um das Gurtzeug zu kaufen. Der dreistufige Beschleuniger lässt sich einfach aufnehmen, das Beschleunigersystem ist leichtgängig. Die Heckflosse ist durch die großen Lufteinlässe schnell ausgebildet.

Das Arrow macht schon vom Design seinem Namen alle Ehre, das Gurtzeug liegt wie ein Pfeil in der Luft. Dass die Heckflosse bis fast hinter dem Helm des Piloten geführt ist, tut sein Übriges. Eine Tendenz zum Gieren habe ich nicht feststellen können. Dadurch, dass Schultergurte einfach verstellt werden können, ist es möglich diese im beschleunigten Flug zu lösen und eine liegende Position einzunehmen. Auch der Abstand der Karabiner lässt sich einfach im Flug verändern.

Das Steuern mit Gewichtsverlagerung funktioniert sehr gut.

Landen

Der Ausstieg aus dem Beinsack und das Aufrichten aus dem Gurtzeug ist problemlos möglich, sodass das Landen weitgehend problemlos ist. Nur der Entengang zum Platz des Zusammenlegens mag den ein oder anderen Zuschauer zum Schmunzeln bringen.

Packen

Durch den vorgeformten Sitz und den Schaumstoffprotektor ist ein ziemlich großes Packmaß vorgegeben. In dem man das Cockpit öffnet und möglichst weit in den Sitz drückt und anschließend sein Gleitschirm darauf legt, ist das Packmaß dennoch nicht ausufernd.

Bei einem Vereinskollegen habe ich folgende Variante gesehen. Er hat das Cockpit in den Gleitschirm eingewickelt, eine Methode, die den Gleitschirm schont, vor allem bei längeren Stäbchen.

Das Einpacken in den Rucksack mutet ein bisschen merkwürdig an. Zuerst stülpt man den Rucksack über das Gurtzeug, dreht das ganze um 180° und schließt anschließend das Rucksackmit den Reißverschlüssen. Durch die längliche Form, kommt man wahrscheinlich nicht umhin, sich auch das Gurtzeug Cargo von Niviuk zu kaufen. Auf der Homepage von Niviuk ist angegeben, welches Gurtzeuggröße zu welchem Rucksack passt. Bei mir ist das ein 130 l Rucksack. Dennoch sollte man, wenn möglich, vorher mal das Packen testen, da das Packmaß auch vom Gleitschirm und der Packmethode abhängt.

Qualität

Bisher konnte ich noch keine Qualitätsmängel feststellen. Die Konstrukteure von Niviuk haben an den richtigen Stellen, das richtige Material eingesetzt und clever konstruiert. Als Beispiel sei die Führungsösen des Beschleunigers, sowie die mit Leder verstärkten Auslässe der Beschleunigerseile zu nennen.

Fazit

Positiv:

  • sehr gute Verarbeitungsqualität und Materialien
  • sehr guter Sitzkomfort
  • gute Aerodynamik
  • mit Sitzbrett und Schaumstoffprotektor

Negativ:

  • Instrumentenbrett nicht abnehmbar
  • zu großer Rettungsfach (wurde durch den Schaumstoffeinsatz behoben)
  • großes Packmaß (Konstruktionsbedingt unumgänglich)

Alles in allem betrachtet ist das Arrow ein Top-Gurtzeug, das ich mir jederzeit wieder kaufen würde. Ich denke, das Gurtzeug wird mir sicher noch in etliche Jahre ein treuer Begleiter sein.

Weiterführende Links

Information about Parachute Containers: Arrow P, Arrow & Hawk

Niviuk Arrow Produktseite

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