Wer kennt das nicht, man möchte eine Flugreise auf eigene Faust unternehmen und steht vor dem Problem, Informationen zum Fluggebiet seiner Wahl zu bekommen. Zwar gibt es heutzutage viele Quellen im Internet, jedoch muss man die sich mühsam zusammensuchen. Wäre es nicht da sinnvoll auf eine einzige Quelle zurückgreifen zu können? Clemens Lehner bietet eine derartige Quelle im Spielkartenformat an.
Clemens hat mir freundlicherweise zwei Sets der Paraspotting Cards der Fluggebiete in den Südost- und Nordost-Alpen kostenlos zur Verfügung gestellt.
Fluggebiet-Informationen
Die Kartensets sind unterteilt in den Regionen Südost und Nordost-Alpen in jeweils 32 Fluggebiete. Die Karten im Spielkartenformat selbst bieten sehr komprimiert Informationen über das jeweilige Fluggebiet an. Die Symbole auf den Karten der Fluggebiete sind auf der dritten Karte des Kartensets erklärt. Die Erläuterung der Symbole auf den Karten sind in Deutsch und Englisch verfasst, aber die Fluggebietsinformationen (Text und Video) selbst sind nur in Deutsch verfügbar.
Die Fluggebiete sind mir größtenteils bekannt, wie z.B. Brauneck oder Buchenberg, aber im Set sind mir auch unbekannte Fluggebiete enthalten, wie z.B. Scuol oder Schnifis.
Folgende Symbole sind auf den Karten abgebildet: Prozentualer Anteil für Flüge über 15 und 100 km, Flüge über 1 Stunde und Flüge pro Jahr (durchschnittliche Uploads), Höhendifferenz Start – Landung, Seehöhe höchster (üblicher) Startplatz, Haupttransportmittel (nur zu Fuß, Privatfahrzeug, Shuttle, Öffis und Seilbahn), Flughäufigkeit nach Monaten, die Position des Fluggebietes auf einer Karte, ob ein Campingplatz und lokale Flugschule vorhanden sind und ob Training über See möglich ist.
Vor allem für Streckenflieger interessant sind Angaben über jeweiligen Flug-Rekorde FAI-Dreieck, flaches Dreieck und freie Strecke. Die Angaben geben einen ersten Überblick über das Streckenflug-Potential des Fluggebietes.
Weitere Informationen zu den Fluggebieten erhält man, indem man den auf den Karten gedruckte QR-Code mit seinem Smartphone einscannt. Man gelangt auf die Seite von paraspotting.com, auf der die Karte nochmals grafisch dargestellt ist.
Darauf folgen eine 3D-Ansicht aller Startplätze und Landeplätze im Fluggebiet. Nach dem Klick auf den Button 3D-Ansicht gelangt man in die Google Earth App. Die 3D-Ansicht in der App bietet einem eine sehr gute Übersicht, sehr hilfreich, falls man zuvor noch nicht im Fluggebiet war. Beim Klick auf die Fähnchen erhält man keine weiteren Informationen.
Wenn verfügbar, eine kurze Vorstellung der jeweiligen Start- und Landeplätze als YouTupe-Video und oder eine mehr oder weniger ausführliche Erläuterung als Text. Leider muss man, wie auf modernen Webseiten heute üblich, jede Information durch einen Klick auf die Überschrift aufklappen. Das Konzept bietet zwar einen schnellen Überblick, mit dem Nachteil, dass man die Detail-Infos zuerst aufklappen muss. Mit einem Klick auf Standort wird der Standort des Start- oder Landeplatzes in der eigenen Navi-App angezeigt.
Danach folgen die Links zu weiteren Internetseiten, wie Beschreibung bei dem lokalen Club oder Flugschule, zu Paragliding Earth mit weiterer Beschreibung zum Fluggebiet, zur DHV Gelände-DB (Datenbank), zu XContest, zu Flügen die auf dem DHV-XC hoch geladen wurden, zu verschiedenen Wetterstationen (im Beispiel Brauneck sind das Holfuy und der Lawinenwarndienst Bayern) und weiteren Links zu den lokalen Clubs, Flugschulen, Bergbahnen und Campingplätzen.
Schlussendlich bittet Clemens um einen Kommentar, falls Fehler gefunden wurden oder Fragen offen geblieben sind.
Kartenspiel
Clemens schlägt ein Kartenspiel vor, geeignet z.B. für unfliegbare Tage oder Abends beim gemütlichen Beisamensein. Da Kartenspiel nicht mein Ding ist, habe ich das Kartenspiel nicht getestet. Seine Spielanleitung im Originaltext: Zum Spielen werden die Karten gemischt und gleichmäßig verteilt. Jeder hält seinen Stapel so, dass nur die oberste Karte zu sehen ist. Der erste Spieler nennt den Namen seines Fluggebietes sowie einen beliebigen Zahlenwert. Der Spieler mit dem höchsten Wert sticht, fügt die Karten unten an seinen Stapel an und ist als Nächster dran. Gewonnen hat, wer zum Schluss alle / die meisten Karten besitzt.
Fazit
Ich habe alle Links in den Fluggebieten Brauneck und Bassano geprüft. In der Brauneck-Beschreibung hat der XContest-Link nicht funktioniert. Weiterhin ist eine Holfuy Wetterstation, die wohl zurzeit in Reparatur ist, nicht erreichbar. Für das Fluggebiet Bassano hat Clemens Geheimtipps auf Lager. Auch hier hat der XContest-Link nicht funktioniert, möglicherweise wurde auf dem Server von XContest die Verzeichnisstruktur umgestellt.
Was mir gut gefallen hat, sind die vielen Informationen in konzentrierter Form, sowie die vielen weiterführenden Links. Falls man zum ersten Mal ein Fluggebiet besucht oder vielleicht noch nicht alle Startplätze eines Fluggebietes kennt, ist die Paraspotting Cards eine sehr gute Informationsquelle.
Was mir weniger gut gefallen hat oder wo zumindest Verbesserungspotential vorhanden ist:
- Angaben eines Datums der letzten Aktualisierung der Fluggebietsinformationen wären hilfreich, um einzuschätzen, wie aktuell die Informationen sind
- Welche Flug-Datenbank und welcher Zeitraum zur Ermittlung der Flüge über 15, 100 km, 1 Stunde und Flüge pro Jahr wurden genutzt? Ich vermute die DHV-XC Datenbank
- Worauf beziehen sich Angaben der Flughäufigkeit nach Monaten? Welche Bedeutung hat ein voll oder nur halb ausgefüllte Säule?
- Eine Übersicht welche Karten zu welchem Kartenset gehört fehlt. Falls die Kartensets mal vermischt werden, hat man ein Problem, diese wieder richtig zuzuordnen. Das Sortieren ginge zwar auch über die abgebildete Karte, aber eine Übersicht halte ich trotzdem für sinnvoll
- Die Fluggebietsinformationen könnten teilweise ausführlicher sein
- Ich halte die Fluggebietsinformationen auf Englisch für sinnvoll, da auch mittlerweile in Zentraleuropa englischsprechende Piloten beheimatet sind. Die Karte mit Erklärungen der Symbole ist auch auf Englisch, möglicherweise ist da was in Planung
Die genannten Kritikpunkte lassen sich teilweise leicht lösen, sodass gerade für den Fluganfänger, der sich nicht einer geführten Tour anschließen möchte, sondern neue Fluggebiete auf eigene Faust erkunden möchte, eine lohnenswerte Anschaffung. Aber auch der erfahrene Pilot wird sicher die ein oder andere Neuigkeit präsentiert bekommen. Aufgrund der Angaben auf der jeweiligen Karte, ist die Zielgruppe der Paraspotting Cards sehr breit gestreut, der Anfänger, der Hausbergflieger, der Streckenflieger, der Acro-Pilot und Hike and Flyer finden hier für ihn relevante Informationen.
Sicher kann man fast alle Informationen auch for free aus dem Internet beziehen, ob es einem das Geld wert ist, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Ein einzelnes Kartenset ist für 25 €, beide zusammen für 40 € zu haben. Falls man sich für beide Kartensets entscheidet, sind das 65 Cent pro Fluggebiet. Bestellt können diese auf der Paraspotting Cards Homepage.