Wie schon Anfang November angekündigt habe, möchte ich in regelmäßigen Abständen Gurtzeuge einem Test unterziehen. Als erstes Gurtzeug dieser Serie hatte ich das Leichtgurtzeug The Sock von AirDesign zur Verfügung gestellt bekommen.
Bitte beachte die Hinweise und Einschränkungen zu den Tests. Das Gurtzeug wurde mir von der Flugschule Hochries zum Testen zur Verfügung gestellt. Die Erkenntnisse zu diesem Bericht wurden von mir in ruhiger Winterluft bei leichtem Südwind und sehr schwacher Thermik an einem Tag mit vier kurzen Flügen am Brauneck gewonnen. Zur besseren Einordnung: Ich wiege 80 kg bei einer Größe von 1,76 m. Zum Test stand mir die Größe M zur Verfügung.
Konstruktion
The Sock ist ein Leichtgurtzeug, das Gewicht in Größe M beträgt 2,75 kg. Es wird als Allrounder auf der Homepage von AirDesign beworben, aber durch die Leichtbauweise ist es sicherlich vorzugsweise für Hike and Fly und Biwak-Abenteuer gedacht.
Soweit ich beurteilen kann, scheint die Qualität gut zu sein. An Punkten mit höherer Belastung sind entsprechende Verstärkungen eingenäht, wie z.B. an den Karabineraufhängungen. Die Reißverschlüsse sind leichtgängig, die an der Seitentasche sogar besonders leichtgängig. Das relativ kurze Bürzel ist aus Ripstopgewebe und der Korbus und der Beinsack sind aus Elasthangewebe gefertigt. Aus meiner Sicht von Vorteil ist, dass man trotz Leichtbauweise auf Softlinks verzichtet und stattdessen auf Karabiner für die Hauptaufhängung gesetzt hat.
Das Gurtzeug besitzt einen Luftprotektor, der bis in den Rückenbereich hinaufgeht. Das ist ein großes Plus, gegenüber den Protektoren, die nur das Hinterteil abdecken, um die Norm zu erfüllen. Durch den Protektor wird der Sitz schon vorgeformt, was für einen bequemen Sitz, sorgt (Foto 1). Das kommt an Gurtzeuge mit fester Sitzschale schon ziemlich nah. Der Beinsack ist nicht abnehmbar, ein Sitzbrett ist nicht vorhanden. Die Höhe der Aufhängung von Sitzbrett bis zu den Schlaufen der Karabiner beträgt ca. 41 cm.
Der Retter ist im Frontcontainer verbaut, was natürlich die Zugänglichkeit sichert, auch wenn man einmal in das Tuch fallen sollte. Die Verbindungsleine zum Retter ist rechts außen herumgeführt und endet im Schulterbereich (Foto 2). Ein Vorteil nach einem Retterwurf: Man kommt stehend am Boden an, im Vergleich zu einem Retter, der im Hauptkarabiner eingehängt ist. Retter Ein- und Ausbau habe ich nicht getestet, sollte aber keine besondere Herausforderung sein. Der verfügbare Raum für den Retter, scheint mir sehr knapp bemessen zu sein. Der Retter sollte auf jeden Fall so kompakt wie möglich zusammengelegt sein, sonst kommt es zu Verformungen des Cockpitbretts, so wie bei meinem Tester. Der Winkel des Cockpits richtet sich optimal zum Piloten aus (Foto 6).
Für Sachen, die im Flug verfügbar sein müssen, ist wenig Stauraum verfügbar, die Seitentaschen haben eine Tiefe von 23 cm. Warum können die Seitentaschen nicht länger ausgeführt sein? Raum am Beinsack wäre vorhanden. Unterhalb des Cockpits ist noch eine kleine Netztasche verfügbar, meiner Meinung nach zu wenig Stauraum für den Flug. Im Gegensatz dazu, ist sonstiger Stauraum reichlich vorhanden. Die Stauräume setzten sich aus der Hecktasche (Foto 3), der Bugtasche, der Netztasche (unter dem Cockpit) und der Tasche vor dem Protektor (Foto 2) zusammen. Das sollte ausreichend Platz für ein Biwak-Abenteuer bieten.






»Das Bild hängt schief«, würde Loriot sagen, in meinem Fall ist es das Cockpit, das etwas schiefhängt und sich auch nicht korrigieren ließ. Die Seite, wo das Cockpit eingehängt wird, wird durch das Beingurt nach unten gezogen (Foto 6). Leider ist nur die mittlere Stufe des Beschleunigers steif ausgeführt. Die unterste und oberste Stufe des dreistufigen Beschleunigers sind einfach Schlaufen (Foto 5).
Einstellungen
Ich bin 1,76 m und musste keine Einstellungen verändern. Da es sich um einen Tester handelt, weiß ich nicht, ob mein Vorgänger Änderungen an den Einstellungen vorgenommen hat. Der Ankerstich zum Einstellen der Beinsacklänge war am mittleren Knoten befestigt, für meine Größe die perfekte Einstellung (Foto 3). Durch den vorgeformten Sitz, habe ich mich beim Hineinsetzen am Simulator sofort wohlgefühlt. The Sock macht seinem Namen alle Ehre.



Die Stufen des Beschleunigers können nicht einzeln verstellt werden. Die Justierung des Beschleunigers erfolgt im Fußbereich, sodass ein Verstellen im Flug nicht möglich ist (Foto 1). Die Positionen der Rückenunterstützung und der Schultergurte lassen sich über Schnallen einstellen (Foto 2). Die Schnallen sind auch im Flug zugänglich.
Der Abstand der Karabiner ist durch die Baugröße fest vorgegeben, in meinem Fall bei der Größe M 44 cm. Das Nachjustieren im Flug, um auf verschiedene äußere Bedingungen zu reagieren, z.B. bei starken Thermiken den Abstand zu verringern, ist somit nicht möglich.
Anlegen und Starten
Verursacht durch den großen Protektor, muss man trotz großen Luftsacks selbst bei Wind am Startplatz, mehrmals Luft in den Luftsack lassen, um den Protektor aufzupumpen. Da kein Sitzbrett vorhanden ist, sollte man den Protektor stramm aufpumpen, damit ein Mindestmaß an Gewichtssteuerung möglich ist. Es ist darauf zu achten, dass die Klemme am Schlauch des Protektors gut verschlossen ist, sonst kann es leicht passieren, dass die Luft wieder entweicht.
Das Anlegen des Gurtzeugs gelingt denkbar einfach. Die farbig kodierten T-Bones müssen in die entsprechenden Schlaufen gesteckt werden. Einzig das Einstecken des roten T-Bones in die Schlaufe des Cockpits könnte mit Handschuhen etwas schwierig sein. Aber alles in allem ist das Anlegen sehr einfach gestaltet, Fehler sind kaum denkbar. Dadurch, dass das Cockpit mit dem zweiten T-Bone über das erste T-Bone von Beingurt geschlossen wird, sollte es nicht vorkommen, dass man das Schließen der Beingurte vergisst (Anti-Forget-System). Das Gummiseil zum Einholen des Beinsacks sollte man nicht vergessen zu befestigen (wird in der Anleitung nicht erwähnt).


Die Beingurte haben breite Auflageflächen, das ist gerade für die männlichen Piloten sehr angenehm. Ich hatte keinerlei Probleme beim Startlauf und beim Hereinsetzen in das Gurtzeug.
Der relativ kurze Bürzel ist nach dem Start relativ schnell aufgeblasen.
Fliegen, Landen und Packen
Nur die mittlere Beschleunigerstufe, ist steif ausgeführt, was das Aufnehmen für mich ziemlich schwierig macht. Die Logik dahinter ist mir unverständlich. Warum nicht alle Stufen steif ausführen? Ohne Sitzbrett und auch mit seinem prall aufgeblasenen Protektor war es mir alleine mit dem Hineinlegen in die Kurven nicht möglich, eine Kurve zu fliegen.



Bedingt durch die hohe Aufhängung liegt das Gurtzeug relativ ruhig in der Luft. Aber ich kann, bedingt durch die ruhige Winterluft, keine Aussage dazu treffen, wie sich das Gurtzeug in turbulenter Thermik verhält. Die Hecktasche sollte sorgsam gepackt werden. Es können sich Gegenstände (Schnallen etc.) bedingt durch den dünnen Stoff im Rückenbereich oberhalb des Protektors unangenehm im Rücken bemerkbar machen. Der Beinsack schließt sauber, Zugluft konnte ich nicht verspüren.
Nach dem Öffnen des Schlauchs des Protektors entweicht die Luft sehr schnell, ohne dass man großartig drücken müsste. Das Gurtzeug fällt quasi von alleine in sich zusammen, ohne großes Zutun, sodass das Einpacken schnell vonstattengeht. Der Pumpsack dient gleichzeitig auch als Packsack.
Erfahrungen
Eine Pilotin, die das Gurtzeug schon seit Längerem fliegt, hat Folgendes berichtet: »Ich kann nach ca. 30 Flugstunden keine Qualitätsprobleme erkennen. Sieht alles sauber genäht aus. Der Klemmverschluss beim Airbagschlauch gefällt mir nicht so gut, gibt es aber auch bei anderen Gurtzeugherstellern. Man muss genau darauf achten, dass man wirklich die engste Einstellung erwischt, sonst entweicht die Luft. Das Einhängen und Schließen des Gurtzeugs mit den passenden Farben finde ich gut gemacht. Die Beinschlaufen empfinde ich auch als angenehm, habe das Sitzbrett nicht vermisst.«
Fazit
Positiv:
- Großer Protektor, der auch teilweise den Rücken abdeckt.
- Für ein Leichtgurtzeug perfekte Passform.
- Viel Stauraum für das Biwakfliegen.
- Für ein Leichtgurtzeug hoher Sitzkomfort.
- Karabiner für die Hauptaufhängung.
- Retter-Verbindungsleine im Schulterbereich, dadurch stehende Landung nach Retterabgang.
- Sehr einfaches Verschlusssystem zum Anlegen des Gurtzeugs.
Negativ:
- Wenig verfügbarer Stauraum im Flug.
- kein Sitzbrett, Kurvenfliegen durch Körpereinsatz war für mich nicht möglich.
- Nur mittlere Stufe des Beschleunigers steif ausgeführt.
- Karabinerabstand nicht einstellbar.
Alles in allem ein sehr gutes Gurtzeug, das vor allem für ein Leichtgurtzeug sehr bequem ist. Ob es wirklich ein Allrounder ist, wie es auf der Homepage beworben wird, muss jeder für sich entscheiden.
Möchtest du Tests dieser Art öfter auf meinem Blog sehen? Ich versuche, die Kosten für den Test der Gurtzeuge gering zu halten, aber ich würde mich trotzdem als Zeichen deiner Wertschätzung über einen kleinen Spendenbeitrag von dir freuen. Wie du spenden kannst, kannst du hier nachlesen. Vielen Dank.
